Manche Alben entfalten ihre Qualitäten nicht gleich zu Beginn, sondern wirken auf den Hörer zunächst eher unspektakulär. Out Loud ist eines dieser Alben – ein Werk, welches beim ersten Hören trotz eines interessanten Konzeptes keinen bleibenden Eindruck hinterlässt, sich dann aber doch noch als echte Perle entpuppt. Verantwortlich für diese Perle ist die slowenische Band NAIO SSAION.
Was bereits nach wenigen Takten auffällt, ist die sehr druckvolle, absolut professionelle Produktion. Und obwohl diese ziemlich basslastig ausgefallen ist, klingt Out Loud keinesfalls matschig: Auch wenn die tiefer gestimmten oder siebensaitigen Nu Metal-Gitarren den Hörer mit aller Wucht umwalzen, ist der eigentliche Tieftöner, Bassist Lenart, mit seinen anspruchsvollen Basslinien stets gut herauszuhören – ebenso wie die virtuosen Geigen-Arrangements in dem schwermetallischen Klanggewitter keinesfalls untergehen. Und damit kommen wir auch schon zum eingangs erwähnten interessanten Konzept der Slowenen: NAIO SSAION verbinden modernen Rock mit weiblichem, aber rockigem Gesang und einer stark vom Nu Metal geprägten Gitarrenarbeit mit klassischen, aber hin und wieder auch leicht folkigen Geigenklängen. Das Einbinden solcher klassischer Elemente kennt man bislang meistens von progressiven, traditionellen oder extremen Metalbands. Die Art und Weise, wie die Band diese Elemente aber mit numetallischen Klängen verbindet, ist neu und hat man so vorher noch nicht gehört. Obwohl die Songs, die alleine aufgrund dieses interessanten Sounds einen gewissen Reiz ausüben, mit recht poppigen Gesangsmelodien aufwarten können, dauert es eine Weile, bis sie wirklich zünden – poppig heißt eben nicht unbedingt leicht zugänglich oder gar aufdränglich. Die Melodien auf Out Loud klingen zunächst unscheinbar – gibt man dem Album aber eine Chance, so entfaltet die Musik doch noch ihre volle Wirkung: The Mirror besticht durch eingängige, poppige Melodien und im Refrain sehr fetten Gitarren, ist ansonsten aber recht ruhig und etwas melancholisch gehalten. Teen hebt sich davon durch eine sehr nu-metallische Strophe mit verzerrtem Gesang ab. Bei Shut Up funktioniert der Konstrast zwischen tiefer gestimmten Nu Metal-Gitarren und Violinen-Melodien, die dem Stück eine folkige Note verliehen, nahezu perfekt. Das Stück dürfte vor allem live wunderbar funktionieren und kann zudem mit gelungenen aggressiven Backings aufwarten, die zusätzlich für Abwechslung sorgen. Bow Link In E Minor ist ein energiegeladenes, knackiges Instrumentalstück, bei dem sich Violinist Rok so richtig austoben darf und gehört keinesfalls zur langen Reihe verzichtbarer, belangloser Zwischenspiele.
NAIO SSAION ist mit Out Loud ein starkes Album gelungen. Moderne, harte Rockmusik, die ein wenig an DIE HAPPY, BLOODFLOWERZ oder auch FLOWING TEARS erinnert, trifft auf virtuose Geigen-Arrangements – anspruchsvoll, aber gleichzeitig mit Pop-Appeal. Mit Barbara hat man zudem noch eine klasse Sängerin am Start, welche mit ihrer kraftvollen und vielseitigen Rockstimme zu begeistern weiß.
Veröffentlichungstermin: 25.11.2005
Spielzeit: 43:44 Min.
Line-Up:
Barbara – Gesang
Rok – Violine
Tine – Gitarre
Luka – Gitarre
Lenart – Bass
Mic – Schlagzeug
Label: Napalm Records
Homepage: http://www.naiossaion.com
Tracklist:
1. Static
2. The Mirror
3. Teen
4. Miss You
5. Bow Link In E Minor
6. n.ss
7. Shut Up
8. Blah-Blah
9. Blind Date
10. Can´t You Hear
11. At Ease
12. Yours Faithfully
13. Out Of The Great Book Of Fairytales